Das deutsche Schulsystem steht vor der großen Herausforderung, den schnellen gesellschaftlichen Veränderungen zu begegnen. Zwar gehörte es immer schon zu den Aufgaben von Schule, mit Komplexität umzugehen, doch die Geschwindigkeit des Wandels – verstärkt durch aktuelle Entwicklungen wie die fortschreitende Digitalisierung – macht Veränderungsprozesse unausweichlich.

Gerade im digitalen Lehren und Lernen entstehen Chancen, doch es bedarf weiterhin vieler Ideen und Entwicklungsarbeit. Neben den „Zukunftskompetenzen“ für Schülerinnen und Schüler sind auch neue Kompetenzen für Lehrkräfte gefragt: Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration. Agile Ansätze wie Scrum können hier wertvolle Impulse geben.

 

Mit agilen Herangehensweisen komplexe Herausforderungen besser lösen

Agile Methoden versprechen zielgerichtete Ansätze im Umgang mit komplexen Problemen. Ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammend – wie z. B. Scrum – werden sie inzwischen auch in Verwaltung, Sozialwesen, Pädagogik und Schule diskutiert. Zahlreiche Initiativen und Praxisbeispiele belegen ihre wachsende Bedeutung.

Im Kern geht es darum, innovatives Arbeitsverhalten und Teamlernen zu fördern – sowohl bei Schülerinnen und Schülern (Stichwort Zukunftskompetenzen) als auch bei Lehrkräften. Gerade für Schulen sind agile Prozesse passend, da viele Herausforderungen – etwa Digitalisierung oder Ganztagskonzepte – komplex sind und sich nicht mit Standardlösungen bewältigen lassen.

Während einfache oder komplizierte Probleme klare Verfahren erfordern, bieten agile Methoden Orientierung bei Unsicherheit über das „Was?“ und „Wie?“. Ihre Werte und Prinzipien sind im „Agilen Manifest“ verankert und bilden die Grundlage für eine systematische Anwendung auch im schulischen Kontext.

Agile Schulentwicklungsprozesse in der Stacey-Matrix (Wippermann/Stricker/Schmidberger 2020; in Anlehnung an Greßer/Freisler 2018, 78; vgl. www.managerseminare.de; Dr. Kraus & Partner, Bruchsal)

 

Das agile Manifest – Adaptionsbeispiele

Ursprünglich als Gegenentwurf zur streng geplanten Wasserfall-Methode in der Softwareentwicklung entstanden, formuliert das Agile Manifest vier Grundwerte und zwölf Prinzipien. Es ersetzt klassisches Projektmanagement nicht, sondern verschiebt den Fokus: mehr Gewicht auf Zusammenarbeit, Anpassungsfähigkeit und kontinuierliche Verbesserung.

Das Manifest wurde mehrfach adaptiert – auch für Verwaltung und Schule:

Verwaltung:

  • Individuen und Interaktionen sind mehr als Prozesse und Werkzeuge, funktionierende Dienstleistungen mehr als Dokumentation, Zusammenarbeit mehr als Vertragsverhandlung, Reagieren auf Veränderung mehr als Planbefolgung.
  • Diese Prinzipien betonen u. a. Kundenzufriedenheit durch frühe Ergebnisse, Willkommenskultur für Änderungen, selbstorganisierte Teams und Einfachheit.

Schule:

  • Individualisiertes und kollaboratives Lernen steht vor Methoden; kompetenzorientierter Lernerfolg vor Dokumentation; Partizipation vor Hierarchie; flexible Adaption vor Planmäßigkeit.
  • Prinzipien: kontinuierlicher Kompetenzerwerb, kurze Entwicklungszyklen, partizipatives Arbeiten, selbstverwaltete Teams, Feedbackkultur, Fehlerakzeptanz und regelmäßige Retrospektiven.

So bieten agile Werte und Prinzipien auch im Bildungsbereich eine Orientierung für wirksamere Lern- und Entwicklungsprozesse.

 

Ein agiles Rahmenwerk: Wie Scrum funktioniert

    Fazit: Vorzüge von Scrum