Scrum hat längst den Weg aus der Wirtschaft in die Schulen gefunden. Das agile Rahmenwerk bietet klare Strukturen, fördert Teamarbeit und stärkt Eigenverantwortung – sowohl im Unterricht als auch in der Schulentwicklung. Lehrkräfte, Schulleitungen und ganze Kollegien können Scrum nutzen, um Lernprozesse transparenter zu gestalten, Innovationen voranzutreiben und komplexe Herausforderungen systematisch zu meistern.

Scrum im Unterricht

Scrum bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten im schulischen Unterricht. Besonders geeignet sind Fächer, die komplexe technische Probleme behandeln, wie Technik oder Informatik. Doch auch in anderen Fächern oder bei Projekten auf Klassenebene kann die Methode gewinnbringend eingesetzt werden. Sie strukturiert Lernprozesse, schafft klare Rollen und Aufgaben und gibt Schülerinnen und Schülern Orientierung, ohne ihre Selbstständigkeit einzuschränken.

Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass Scrum Teamarbeit, Kommunikation und Reflexion fördert. Lernende übernehmen Verantwortung für ihr eigenes Tun, wachsen durch Vertrauen in ihre Fähigkeiten und erleben erstmals echte Selbstwirksamkeit. Stolperfallen entstehen vor allem dann, wenn zentrale Elemente wie klare Regeln oder regelmäßige Reflexionsrunden vernachlässigt werden. Erfolgreicher Einsatz erfordert deshalb eine sensible Balance: Lehrkräfte müssen einerseits genau beobachten und begleiten, andererseits Freiräume für eigenständiges Arbeiten lassen.

Praxisbeispiele und Initiativen

Scrum in der Schulentwicklung

Auch auf institutioneller Ebene eröffnet Scrum neue Chancen. Schulen können mit kleineren Projekten wie der Erstellung eines Medienentwicklungsplans beginnen, um agile Methoden zu erproben. In einem zweiten Schritt lassen sich komplexere Vorhaben wie der Aufbau von Lernlandschaften oder die Entwicklung verbindlicher Qualitätsstandards gestalten.

Erstellen Sie ein agiles Schulprogramm
Ein agiles Schulprogramm (vgl. zum Folgenden Huber 2019, 133 f.) visualisiert mittels eines Aushangs oder Boards Aufträge und Entwicklungsvorhaben an der Schule. Es schafft Transparenz (z. B. innerhalb eines Kollegiums) und kann durch die Schulleitung als flexibles Steuerungsinstrument eingesetzt werden.

Dabei könnte am Board eine tabellenförmige Einteilung wie folgt stattfinden:

  • Spalte 1 „Aufgaben und Ideenspeicher“: Hier werden Aufträge von außen sowie eigene, schulinterne Entwicklungsvorhaben und Ideen festgehalten.
  • Spalte 2 „Entwicklungsaufgaben“: Bei freiwerdenden Kapazitäten „wandern“ Aufgaben entsprechend einer vorgenommenen Priorisierung aus Spalte 1 hierher. Größere, komplexere Themen könnten mittels Scrum angegangen und dann wiederum in einem separaten Board visualisiert werden. (Zum Aufbau eines Scrum-Boards siehe auch den Artikel → Scrum in der Schule – Agiles Arbeiten für Unterricht und Schulentwicklung einsetzen)
  • Spalte 3 führt „Standards“ auf, denn Aufträge und Entwicklungsvorhaben müssen bestimmten Anforderungen Genüge tun.
  • Spalte 4 führt die erledigten und (bewusst) nicht mehr weiter verfolgten Aufgaben auf.

Der Einsatz eines agiles Schulprogramms ist nahezu bestechend, da dessen aktueller Stand und Umsetzungsgrad „tagesaktuell“ ersichtlich ist und die angestrebte Weiterentwicklung der Schule abgebildet und somit transparent gemacht wird.

Fazit

Scrum ist weit mehr als ein methodisches Werkzeug. Es erfordert ein agiles Mindset, das auf Vertrauen, Eigenverantwortung und Zusammenarbeit basiert. Wird es konsequent angewandt, kann Scrum dazu beitragen, Unterricht und Schulentwicklung nachhaltiger, transparenter und innovativer zu gestalten.

Literatur
  • Hilgert, Barbara; Annie Dörfle, Annie; Spak, Lena (2020): KidsScrum als konkretes Praxisbeispiel für selbstorganisierte Projektarbeit im MINTBereich. In: Mittelbach, Tom (Hrsg.): Scrum in die Schule! Zeit für mehr Agilität im Unterricht. Karlsruhe: Visual Ink Publishing, S. 66–88.
  • Huber, Menno (2019). Schulen agil gestalten, entwickeln, führen. Heidelberg: Carl Auer.