Schulleitung zwischen Aufbruch und Skepsis

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 hat sich der schulische Alltag spürbar verändert. Künstliche Intelligenz (KI) ist längst kein Nischenthema mehr, sondern prägt gesellschaftliche Diskussionen, politische Entscheidungen und nicht zuletzt die pädagogische Praxis. Als Schulleitung stehen Sie heute vor der Herausforderung, Chancen der KI für Unterricht und Organisation zu nutzen – und gleichzeitig die Skepsis im Kollegium ernst zu nehmen.

Vielleicht kennen Sie Stimmen, die den Nutzen von KI infrage stellen oder deren Risiken betonen. Widerstände sind in Veränderungsprozessen nichts Ungewöhnliches – im Gegenteil: Sie können Hinweise auf berechtigte Sorgen oder blinde Flecken sein. Entscheidend ist, wie Sie als Führungskraft mit diesen Widerständen umgehen. Dieser Beitrag zeigt Ihnen vier erprobte Strategien, mit denen Sie Ihr Kollegium Schritt für Schritt in den digitalen Wandel mitnehmen.

Mögliche Widerstände

  • Einige Menschen fürchten sich. Die KI repräsentiert die menschliche Interaktion mit der übermenschlichen Technologie und transportiert dadurch die Angst, dass die KI den Menschen ersetzt. In dem Film „Matrix“ wird die Vorstellung einer Superintelligenz, die klüger als der Mensch und eine Bedrohung ist, bereits im Jahr 1999 thematisiert.
  • Andere machen sich Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz oder um den von Freunden, Bekannten und Familien. So sehr persönliche Schicksale traurig sind, ist der Arbeitsplatzverlust in den Berufen, in denen Roboter den Menschen ersetzen können, realistisch.
  • Weitere Widerstände gegen KI resultieren aus der Furcht einer permanenten Überwachung des Menschen à la George Orwells Roman „1984“.
  • Im Schulkontext geht es vor allem um Täuschungsversuche in Hausarbeiten; das damit verbundene Problem der Quellenlage und den Vorwurf, dass KI das selbstständige Denken der Schülerinnen und Schüler einschränken könnte.

 

Welche  Jobs entstehen – welche fallen weg?

Wenn sich die Lehrkraft mit dem Thema „KI“ beschäftigt, führt das irgendwann zur obigen Frage. Der Trainer und Keynote-Speaker Dennis Fischer beschäftigt sich in seinem Buch „Future Work Skills: Die neun wichtigsten Kompetenzen für deine berufliche Zukunft“ unter anderem mit diesem Problem. Während die KI Fähigkeiten wie Coding, die Organisation und Planung von Terminen, Buchhaltung und Controlling heutzutage schon besitzt, wird es Berufe wie Immobilienmakler höchstwahrscheinlich in naher Zukunft nicht mehr geben. Dagegen könnten solche Aufgabenfelder wie ein persönlicher Designer für eine virtuelle Assistenz und ein Innenausstatter für virtuelle Räume noch entstehen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat in diesem Zusammenhang den sogenannten „Job-Futuromat“ entwickelt, mit dem es möglich ist, einen Beruf oder eine Tätigkeit anhand der Automatisierbarkeitswahrscheinlichkeit auszuwerten.

 

Strategie 1: Den Mehrwert von KI im Schulalltag sichtbar machen

Top-down-Entscheidungen stoßen bei schulischen Veränderungsprozessen selten auf Begeisterung. Besser ist es, den Kolleginnen und Kollegen konkrete Vorteile der KI aufzuzeigen – vor allem dort, wo die Entlastung im Alltag spürbar wird.

KI spart Zeit: bei der Erstellung von Arbeitsblättern, der Vorbereitung von Klassenarbeiten oder auch im E-Mail-Management der Schulleitung. Ein anschauliches Beispiel liefert das SAMR-Modell: Während digitale Werkzeuge zunächst nur analoge Methoden ersetzen (z. B. digitale Notizen statt Tafelanschrift), eröffnen KI-gestützte Anwendungen neue Formen des Lernens – etwa das kollaborative Erstellen digitaler Bücher oder den Chat mit historischen Persönlichkeiten im Programm Hello History.

Praxisidee
Geben Sie in ChatGPT einen Fachtext ein und lassen Sie daraus in Sekunden ein Multiple-Choice-Quiz oder einen Lückentext erstellen. Präsentieren Sie diese Ergebnisse im Kollegium. So erleben Ihre Lehrkräfte den unmittelbaren Nutzen.

    Strategie 2: Externe Expertise nutzen

    Strategie 3: Widerstände ernst nehmen – Dialog statt Brechstange

    Strategie 4: KI im Alltag bewusst machen

    Fazit: Führung heißt Orientierung geben