Führung in komplexen Schulstrukturen
Zusammenfassung
Führung in komplexen Schulstrukturen – Strategien für Schulleitungen
Ausgangslage: Turbulenzen & Diskontinuitäten
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Digitalisierung, Globalisierung und Flexibilisierung erhöhen Komplexität und Dynamik.
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Schulleitungen müssen in Unsicherheit entscheiden und Kommunikation steuern.
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Diskontinuitäten verlangen Abkehr vom rein linearen Projektdenken.
Begriffe & Trends klären
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Turbulenz = wahrgenommene Veränderungen in Schule und Umfeld; steigert Anpassungsdruck.
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Drei Treiber: Globalisierung, Flexibilisierung, Digitalisierung.
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Ziel: kompetente Skepsis, daten- und wertebasiertes Handeln.
Selbstorganisation & Kompetenzen stärken
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Kompetenz als Selbstorganisations-Disposition: Urteilsfähigkeit in neuen Situationen.
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Vier Felder: personale, handlungs-, fachlich-methodische, sozial-kommunikative Kompetenzen.
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Lernkultur für Eigenverantwortung und Teamarbeit etablieren.
Führungsschwerpunkt: Lernergebnisse verbessern
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Vier Kernaufgaben (nach OECD): Qualität der Lehrkräfte, klare Lernziele & Leistungsbewertung, strategischer Ressourceneinsatz, Partnerschaften über die Schule hinaus.
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Verteilte Führung fördert Motivation und Innovation.
Mentale Modelle & Ethik der Kooperation
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Ambidextrie: Innen/Außen × Stabilität/Veränderung balancieren; Kontrolle, Kooperation, Kreativität, Konkurrenz zusammendenken (Vier-Felder-Tafel).
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Wertrationalität: Vertrauen, Sozialkapital, Sinn & Würde als Basis echter Zusammenarbeit.
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Selbstfürsorge: Raum zwischen Reiz und Reaktion vergrößern; Achtsamkeit & Beziehungen.
Werkzeug für die Praxis
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Einschätzungsprofil „Schule leiten in turbulenten Zeiten – Wie winterfest ist unsere Schule?“ zur teambasierten Standortbestimmung und Priorisierung.
Fazit
Führung heißt Kommunikations- und Lernräume zu schaffen, Ambidextrie zu leben und wertebasiert zu handeln. Konkret: Kompetenzentwicklung systematisch planen, Leistungsdaten nutzen, Kooperationen ausbauen, Achtsamkeit/Selbstfürsorge fördern und mit dem Einschätzungsprofil regelmäßige Team-Reviews durchführen.
Führung in komplexen Schulstrukturen – Strategien für Schulleitungen
Als Schulleitung sind Sie täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Der Beitrag von Prof. Dr. Herbert Asselmeyer liefert Anregungen, wie Schulleitungen mit den Turbulenzen im Schulalltag umgehen sollten und wie Diskontinuitäten produktiv begegnet werden kann.
Was ist gemeint, wenn Diskontinuitäten und hohe Turbulenzen betont werden?
Seit Menschengedenken gab es schon immer tiefgreifende Veränderungen, die mit enormen und sicher auch überfordernden Anstrengungen verbunden waren. Baecker macht darauf aufmerksam, dass wir – nach der Epoche der Mündlichkeit (1.0 Oralisierung), der Schriftlichkeit (2.0 Alphabetisierung) und des Buchdrucks (3.0 Literarisierung) – derzeit die vierte Medienepoche der Menschheit durchlaufen, die durch Elektronik und Digitalisierung „politische, wirtschaftliche, rechtliche, wissenschaftliche, erzieherische, religiöse und ästhetische Fragen auf(wirft), die alle-samt beantwortet werden müssen und auf (die wir) auf absehbare Zeit keine eindeutigen Antworten finden werden“ (Baecker 2018, S. 13). Er erinnert nicht nur daran, dass sich die Auswirkungen der erwähnten früheren Epochen bis in die Gegenwart überlappten und dass die damit verbundenen Probleme auch heute noch keineswegs gelöst seien und auch der weiteren Differenzierung bedürften (ebenda, S. 10 f.), sondern betont, dass nach dem letzten großen Projekt der Moderne, der Inklusion, nun die Digitalisierung ein völlig neuartiges „Problem der Möglichkeit und Verknüpfung von Kommunikation“ (ebenda, S. 11) aufwirft. Die verunsichernde Ambivalenz liege unter anderem darin, dass die damit einhergehende Automatisierung, Überwachung und Plattformvielfalt in vielen Lebensbereichen uns Menschen nicht nur zu aktiven Subjekten wie auch zum passiven Objekt werden lassen kann, sondern dass zu reflektieren ist, was „der Gesellschaft passiv widerfährt, wenn sie sich aktiv verändert“ (ebenda, S. 9).
Dieser Text kann als Versuch verstanden werden, zur Beantwortung der Frage beizutragen, wie Schulleitungen mit den Turbulenzen beim Übergang in die nächste Gesellschaft umgehen sollten und wie dem Unbehagen über die erwähnte Ambivalenz, die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Veränderung durch das Projekt Digitalisierung produktiv begegnet werden kann. Dabei ist bewusst, dass die in einem Schulkollegium vorhandene Breite des Bewusstseins gegenüber dem Projekt der Digitalisierung und den faktischen Kompetenzen im Blick auf die Handhabung von Hard- und Software zwischen einer extremen Bipolarität angesiedelt sind, nämlich ob Digitalisie-rung eine Voraussetzung dafür ist, die Errungenschaften der Moderne fortzuführen (demokratische Teilhabe durch Verfügung über Instrumente, „die den Zugang aller zu den Bereichen der Gesellschaft“ ermöglicht; Baecker 2018, S. 9) oder ob dadurch „das Projekt der Moderne auf perverse Weise beendet wird („in dem die Teilnahme aller an der Gesellschaft nicht mehr eine Frage der individuellen Entscheidung, sondern eine der kollektiven Erfassung ist“; ebenda, S. 9).
Jenseits inflationären Sprachgebrauchs: Begriffsklarheit
Es bietet sich an, in der Gemengelage zwischen vertrauten und sich wiederholenden Routinen einerseits und unübersichtlichen, kaum vorhersehbaren (chaotischen) Entwicklungen andererseits genauer hinzusehen, diese durch Erläuterung der zentralen Begriffe verstehbar(er) zu machen. Der Zwischenraum zwischen „Nicht mehr“ und „Noch nicht“ (Roehl 2014, S. 41–51) will gefüllt werden: Viele Begriffe werden gebraucht, um den globalen Umbruch zu beschreiben, zum Bei-spiel Globalisierung. Um aber organisationale Antworten zu formulieren, muss man erkennen, dass hinter den neuen Begriffen komplexe Annahmen stecken, die unsere bisherigen Verände-rungsmodelle von Steuerbarkeit radikal in Frage stellen (z. B. die Planung mittels linearen Projektmanagements mit Meilensteinplänen etc.).
Turbulenzen
Turbulenz sei definiert als Folge von intersubjektiv wahrgenommenen Veränderungen der Schulmitglieder in Schule und der Umwelt von Schule. Damit soll beschrieben werden, dass es um die Wahrnehmung und Verarbeitung des gesamten Auftretens von Komplexität und Dynamik in den schulischen Handlungsfeldern und äußeren Umfeldsegmenten von Schulen geht (Chakravarthy 1997, S. 69). In komplexitätsadäquaten Wahrnehmungs- und Denkmustern spiegelt sich die beschleunigte gesellschaftliche Differenzierung wider, die eine Anpassung und Neugestaltung vieler pädagogischer, didaktischer und schulorganisatorischer Aspekte erfordert. Insbesondere drei Trends beschleunigen Veränderungen und erfordern einen hohen Resilienzgrad, also im Haltungs- und Lernverständnis von Schulmitgliedern einen ausgeprägten Wirklichkeitssinn und ein hohes Problemlösungsbewusstsein:
Globalisierung
Globalisierung betont den Zusammenhang von weltweiten Verflechtungen in vielen Lebensbereichen, die Individuen, Kollektive, Organisationen, Institutionen, Gesellschaften und Nationen betreffen und die durch technische Fortschritte, Innovationen, grenzenlose Mobilität, sozialen und kulturellen Austausch und Liberalisierung des Welthandels u. a. begünstigt und beschleunigt. Diese Ausweitung führt zu Verunsicherung und erfordert eine kompetente Skepsis. Beck beansprucht, hierzu eine Warnung und Anleitung zu formulieren, um den gefährlichen sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fehlentwicklungen der Globalisierung entgegenzutreten (Beck 1997).
Überlegungen zu einem zukunftsweisenden Bildungsverständnis
Führung heißt: Lernergebnisse verbessern!
Führung zielt darauf, Kommunikation produktiv zu gestalten! Nützliche mentale Modelle!
Weitere Perspektiven
Originelle Variation des Streits über Instrumente: Erhöhung der Achtsamkeit
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